Kategorie: Fragen an Veganer:innen

Mythos Veganismus und Eiweiß — Woher bekommen Veganer:innen ihr Protein?

Veganismus und die Frage nach der Proteinversorgung – ein Thema, das immer wieder für Diskussionen sorgt. Doch was genau steckt hinter dem Bedarf an Proteinen und wie können Veganer:innen sicherstellen, dass sie alle notwendigen Nährstoffe erhalten? Beginnen wir mit den Grundlagen:

Was sind Proteine und findet man sie in pflanzlichen Lebensmitteln?

Proteine, auch bekannt als Eiweiße, sind aus Aminosäuren zusammengesetzt. Diese Aminosäuren sind ein wesentlicher Baustein des Lebens, was bedeutet, dass im Grunde alle Lebensmittel Eiweiß enthalten, wenn auch manchmal in sehr geringen Mengen. Selbst Möhren enthalten pro 100g etwa 1g Eiweiß.

Für den menschlichen Körper sind jedoch bestimmte Aminosäuren, die sogenannten essenziellen Aminosäuren, von besonderer Bedeutung. Da unser Körper diese nicht selbst herstellen kann, müssen sie über unsere Nahrung zugeführt werden. Ein häufiges Missverständnis besteht darin, dass pflanzliche Lebensmittel nicht alle essenziellen Aminosäuren enthalten. Während dies für viele Pflanzen zutrifft, gibt es durchaus pflanzliche Proteinquellen wie Soja, Linsen, Quinoa und weitere, die ein vollständiges Aminosäureprofil bieten. Die Verfügbarkeit der Aminosäuren variiert allerdings je nach Sojaprodukt bzw. pflanzlicher Quelle.

Ein wichtiger Aspekt ist die Menge der enthaltenen Aminosäuren. Um eine optimale Versorgung sicherzustellen, empfiehlt es sich, verschiedene pflanzliche Lebensmittel miteinander zu kombinieren. Diese Praxis ist bei der Zusammenstellung von Mahlzeiten ohnehin üblich und kann dazu beitragen, ein vollständiges Spektrum an essenziellen Aminosäuren zu erhalten.

Welche Kombinationen bilden gute vegane Proteinquellen?

Einige besonders nahrhafte Kombinationen pflanzlicher Lebensmittel, die für ihre Proteinqualität bekannt sind, umfassen Kichererbsen mit Sesampaste, auch bekannt als Hummus; Tofu serviert mit Reis; Nudeln kombiniert mit verschiedenem Gemüse; oder Erbsensuppe mit Kartoffeln. Oder allgemeiner formuliert: Es ist immer eine gute Idee Getreide mit Hülsenfrüchten zu kombinieren und möglichst bunt zu essen. Diese Kombinationen sind nicht nur reich an essenziellen Aminosäuren, sondern bieten auch eine Vielfalt an Geschmacksrichtungen und anderen wichtigen Nährstoffen.

Die Angst, als Veganer:in nicht genug Protein zu bekommen, ist also unbegründet, solange man auf eine vielfältige und ausgewogene Ernährung achtet. Die Kombination verschiedener pflanzlicher Lebensmittel maximiert nicht nur die Nährstoffaufnahme, sondern öffnet auch die Tür zu einer spannenden und abwechslungsreichen veganen Küche. Doch selbst als Junkfood-Veganer:in sind Proteine das Letzte was man fürchten muss. Nur eine Ernährung, die ausschließlich aus Blattsalat besteht sollte es nicht sein.

Wir müssen also nicht an Proteinmangel sterben?

Natürlich nicht. Indem man sich für eine ausgewogene vegane Ernährung entscheidet, profitiert man von einer insgesamt erhöhten Nährstoffzufuhr. Dies umfasst eine größere Aufnahme von Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen, die essentiell für die Aufrechterhaltung einer guten Gesundheit sind. Die Integration von Lebensmitteln wie Soja, Linsen, Quinoa, Kichererbsen, Tofu und Gemüse stellt eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung sicher, während gleichzeitig die Zufuhr gesättigter Fette und Cholesterin reduziert wird.

Das bedeutet ausdrücklich nicht, dass man sich nicht auch mit tierischen Lebensmitteln gesund ernähren kann, sie sind dafür aber keine Voraussetzung, weshalb gesundheitliche Aspekte als Argumente für Fleisch, Fisch, Eier und Co unzureichend sind.

Argumente für Veganismus? Dieses Argument reicht.

In unserer veganen Bubble gibt es zum Glück inzwischen einige Menschen, die sich die Aufklärung der „veganen Szene“ selbst zur Aufgabe gemacht haben. Das ist wichtig, damit uns falsche Argumente für Veganismus, wie „Menschen sind von Natur aus Pflanzenfresser“ und ungenaue Argumente, wie „Milchkühe verursachen Treibhausgase“ nicht auf die Füße fallen. Wir sind immerhin soweit, dass wir in Filmen  nicht mehr nur die bekifften, barfuß laufenden Hippie Stereotypen sind, sondern im Allgemeinen sogar ernst genommen werden.

Um es vorweg zu sagen: Bei den „Argumenten für Veganismus“ bin ich eigentlich nicht so streng. Solange sie nicht selbst diskriminierend sind oder Diskriminierung reproduzieren (z.B. sexistische Werbung für den „guten Zweck“) oder in irgendeiner Form von Holocaust an Tieren sprechen, bin ich bereit vieles als Argument für Veganismus zu akzeptieren – ob für den Klimaschutz oder die eigene Gesundheit. Selbst, wenn jemand aufhört Würste zu essen, nur weil Uli Hoeneß was dagegen hätte ist mir das recht. So zu leben, dass Menschen wie Hoeneß was dagegen haben, ist vermutlich sogar ein ziemlich gutes Argument.

Aber genau genommen gibt es nur ein Argument für Veganismus und das ist die Tatsache, dass Tiere Leid empfinden können und es falsch ist unnötiges Leid zu verursachen. Unnötig wird es dadurch, dass ein veganes Leben möglich ist – wissenschaftlich und empirisch bestätigt.

Alle anderen positiven Effekte, die aus dem Verzicht auf Fleisch resultieren, sollten unbedingt Teil unserer Aufklärungsarbeit sein und für ein leichtes Verständnis und eine zugängliche Sprache, können wir sie in diesem Rahmen auch „Argumente für Veganismus“ nennen. Aber das sind niemals Argumente, auf die du dich in Diskussionen einlassen musst. Es gibt diesen einen Grund und auf den müssen sich alle einlassen, die Fleischkonsum verteidigen möchten.

All jene stellen uns möglicherweise vor Fragen wie: War Fleisch essen im Laufe unsere Evolution mal nötig? Gibt es Urvölker für die Veganismus nicht in Frage kommt? Gibt es Krankheiten oder hypothtische Inseln die gegen Veganismus sprechen? – Keine Ahnung, Dude. Aber, wenn ich real bin und du es für möglich hälst, dass ich gesund bin, warum reden wir dann nicht darüber, ob es nötig ist?
Ich bin froh über jede:n der:die sich gedultig auf jedes Argument gegen Veganismus einlässt, aber die Gegenfrage: „Welches Argument rechtfertigt deine nächste nicht vegane Mahlzeit“ kann euch das ersparen und führt uns zu dem eigentlich Punkt zurück.

Nachtrag: Sind Umwelt, Gesundheit usw. nicht wirklich Argumente für Veganismus? Diese Frage sollten wir mal in einem  „13 Fragen“ Tierrechts-Aktivist:innen-Spezial klären. Aber es sind Argumente die sehr viel Wissen erfordern, weil wir uns für jede noch so kleine Lücke plötzlich rechtfertigen müssen. Wir müssen uns jedoch nicht rechtfertigen.

Nachtrag 2: Liebe an alle bekifften, barfuß laufenden Hippies ♥

Wie haben deine Eltern reagiert, als du Veganer wurdest?

Vorsichtig gesagt: verhalten. Bei meinen Eltern gehörte und gehört in der Regel auch jetzt noch Fleisch zum Essen, daher schien es für sie ein extremer Schritt zu sein sich vegan zu ernähren. Vegetarisch wäre noch „ok“ schließlich gibt es ja dann noch Käse und Milch aber als Veganer „kann man ja gar nichts mehr essen“. Inzwischen hat sich diese Einstellung ein wenig gebessert. Die Vorstellung davon was ich esse ist allerdings immer noch sehr abstrakt, obwohl ich ihnen auch schon einiges gezeigt habe.

Wenn du den Schritt gehst deine Ernährung und dein Leben derart umzustellen, solltest du in jedem Fall etwas nachsichtiger mit deinen Eltern sein, selbst wenn deren Reaktion nicht besonders postiv ausfällt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Meinung vorherrscht, dass Fleisch, Käse und Milch zu einer ausgewogenen Ernährung gehören, daher ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich deine Eltern Sorgen um dich machen. Darüber zu reden kann helfen und mit der Zeit werden sie merken, dass es dir auch weiterhin gut geht. Informiere dich vorher so gut es geht über (vegane) Ernährung und allgemeine Bedenken in diesem Zusammenhang. Du wirst die Sorgen deiner Eltern besser dämpfen können, wenn du Antworten auf ihre Fragen hast. Dabei ist es gar nicht so wichtig, ob sie dir alles glauben oder nicht, sondern, dass sie merken, dass du deine Entscheidung nicht unbedacht getroffen hast und weißt worauf du dich einlässt. Häufige Fragen in dem Zusammenhang sind:

  • Woher bekommst du dein Eiweiß/ Kalzium/ Eisen? (Sojamilch, Tofu, grünes Blattgemüse, Linsen, Getreide, etc.)
  • Ist so eine einseitige Ernährung nicht gefährlich? (Erkläre ihnen, dass es keine einseitige Ernährung ist oder schlage ihnen vor ein veganes Restaurant zu besuchen)
  • Ist das nicht zu teuer? (Ersatzprodukte – ja, Gemüse, Getreide, Reis, Pasta etc. sind Grundnahrungsmittel – also nein. Soja-, Hafermilch, Tofu etc. gibt es heute auch schon sehr günstig)
  • Hast du nicht immer gern Käse/ Steak/ Wurst gegessen? (Ja aber versuche zu erklären, dass es keine Frage des Geschmacks ist)
  • Was sollen wir dir denn jetzt immer kochen? (Ich bringe etwas mit, meine Ma macht mir eine Extrawurst oder ich esse vor Familientreffen und komme etwas später. Das ist sehr individuell und du solltest die für dich und deine Familie beste Lösung finden)

Das sind alles Fragen die Sorgen ausdrücken aber du wirst möglicherweise nicht drumherum kommen auch Fragen und Argumente beantworten zu müssen, die sich gegen eine vegane Ernährung richten. Für diesen Fall empfehle ich dir YouTube-Kanäle wie „Vegan ist ungesund“ oder „Earthling Ed“ sowie Dokumentarfilme wie „What the Health“ oder „Cowspiracy“.

Was mir persönlich mehr Sorgen gemacht hat, ist was meine Freunde sagen würden. Aber eh die ersten mitbekommen haben, dass aus dem Döner unterwegs Falafel geworden sind, ist ein halbes Jahr vergangen und das reichte ihnen wohl um zu merken, dass es eigentlich keine Rolle spielt. Davon abgesehen, wären es wohl keine Freunde, wenn das ein Problem wäre.

Hattest du schon Konflikte mit der Veganerpolizei?

Die Veganerpolizei meint Veganer:innen, die bei jedem vermeintlichen Fehler in der Ernährung oder Lebensweise mit dem Entzug des Status als Veganer:in drohen und ist vielen aus dem Film „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ bekannt. Oder anders gesagt, besteht die Veganerpolizei aus den Fundamentalisten der Szene. Begenet bin ich ihr allerdings noch nicht, weshalb ich sie inzwischen eher als Mythos betrachte 😉

Also drücken wir die Frage anders aus:

Hast du seit du Veganer bist mal aus Versehen Fleisch, Milch oder Käse gegessen?

Ja habe ich. Bei einigen Dingen konnte ich es nur vermuten, bei anderen bin ich mir sicher. Man wird nicht von heute auf morgen allwissend (ok, man wird nie allwissend) und diesen Druck sollte man sich auch nicht machen. Es gibt Dinge auf die ich am Anfang nicht geachtet habe aber deswegen weine ich mich nicht in den Schlaf, sondern versuche es besser zu machen. Wer weiß auch schon, dass Säfte nicht immer vegan sind, wenn man sich nie damit beschäftigt hat? Und natürlich gibt es Produkte die immer schwierig sind. Durch die Einkaufsapp der PETA Zwei gelingt der Griff zu veganen Chips, wenn man sich anfangs jedoch versucht alleine durch kryptische Zutatenlisten zu kämpfen kann man sich schon mal vertun.

Mein Ziel ist es jedoch nicht der nachhaltigste, veganste und am wenigsten Spuren hinterlassende Mensch der Welt zu sein oder besser als irgendjemand anderes, sondern Stück für Stück und so gut ich es kann eine bessere Version von mir selbst zu werden.

Das Alter bei der Schlachtung: Ist Lamm und Ferkel schlimmer als Hammel und Schwein?

Die Frage ob ich Spanferkel als besonders schlimm empfinde wurde mir bereits mehr als einmal gestellt, da das Alter von Tieren bei der Schlachtung für viele Fleisch essenden Menschen moralisch einen Unterschied zu machen scheint. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich es schlimmer finde. Das ist wie zu fragen, ob es schlimmer ist einen Erwachsenen oder ein Kleinkind zu töten. Ich finde beides so schlimm, dass mir nicht klar ist, ob es sinnvoll oder nötig ist eines von beidem als “weniger schlimm” zu werten. Allerdings versteh ich, dass das eine interessante Frage ist, die mich etwas an das Trolley-Problem erinnert. Jedoch ist man im Leben selten in der Situation, sich nur für 2 sehr schlimme Optionen entscheiden zu können und Ernährung ist keine davon.

Wie alt sind Spanferkel und Lämmer bei der Schlachtung?

Spanferkel sind bei ihrer Schlachtung etwa 6 Wochen alt während „erwachsene“ (Mast-) Schweine etwa 6 Monate alt sind. Lämmer sind im allgemeinen nicht älter als 1 Jahr, da man bei über einem Jahr nicht mehr von Lämmern spricht. Der Altersunterschied kann hier sehr gering sein. Das hat mir bei meiner theoretischen Entscheidung nicht geholfen, aber vielleicht kannst du damit etwas anfangen.

Die einzig logische Antwort nicht veganer Menschen sollte hier wohl lauten, dass man keins von beidem als schlimm empfindet, denn andernfalls würde man wohl auf Fleisch verzichten. Falls du dich noch nicht vegan ernährst und gerade abwägst, was von beidem du schlimmer findest, solltest du dich fragen, warum du es als schlimm empfindest und anschließend welche Konsequenzen du aus deiner Antwort darauf ziehen kannst.

Allgemein herrscht in unserer Gesellschaft die Meinung vor, dass es okay sei Tiere zu töten, insofern sie dafür gezüchtet werden. Für Leben, das Leben möchte spielt das jedoch wohl kaum eine Rolle. Eine Schlachtung bedeutet immer einen gewaltsamen Tod, auch dann, wenn es schnell oder mit Betäubung geschieht.

Warum müssen vegane Produkte aussehen wie Fleisch, wenn man kein Fleisch essen möchte?

Vegane Produkte müssen nicht aussehen wie Fleisch, können sie aber, weil für die meisten Veganer*innen weder das Aussehen, noch der Geschmack von Fleisch der Grund für ihre Ernährungsumstellung war. Für mein Essen sollten keine Tiere mehr leiden und das ist auch dann noch gegeben, wenn ein veganes Produkt sich an einem tierischen Vorbild orientiert.

Steak, Schnitzel, Wurst und Co. waren Teil meiner Kindheit und lange Teil meines Lebens und es gibt Mahlzeiten, auf die ich nicht komplett verzichten möchte, nur weil ich deren tierische Bestandteile gestrichen habe. Daher mache ich mir auch heute noch Gulasch mit Trockensoja, Pommes mit Sellerie-Schnitzel oder Kartoffelbrei mit veganen Fischstäbchen.

Was man zudem nicht vergessen darf ist, dass man Bratwürste, Klöpse oder Schnitzel auch nicht so aus einem Tier schneidet, sondern, dass das alles Formen der Zubereitung sind. Daher scheint es nur logisch diese bewährten Formen der Zubereitung auch auf pflanzliche Produkte anzuwenden.

Wer dabei laut Verbrauchertäuschung ruft hat wahrscheinlich andere Motive als Verbraucher:innen schützen zu wollen. Von Verbrauchertäuschung kann viel mehr dann die Rede sein, wenn Wurst- oder Milchverpackungen Tiere auf Weiden zeigen, denn die Realität von sogenannten Nutztieren sieht in fast allen Fällen anders aus.

Stell dir vor du wärst auf einer einsamen Insel, würdest du dann …

Ja, würde ich. Mein erster Versuch wäre Früchte und andere essbare Pflanzen zu finden aber das klappt auf dieser hypothetischen Insel natürlich nicht.

Mein zweiter Versuche wäre wahrscheinlich Fische zu fangen, weil die beim Sterben keine Geräusche von sich geben aber auch das befriedigt den Fragen-Steller nicht. Auf dieser hypothetischen Insel gibt es nur glücklich im Meer badende Schweine (keine Ahnung wovon die sich ernähren) und ja, wenn alle Stricke reißen, würden die Kleinen mich wohl nach ein paar Tagen als Feind betrachten. Außer ich habe in den wenigen Tagen den Fehler gemacht und mich mit ihnen angefreundet. Immerhin sind Schweine klüger als Hunde und jemanden zum Spielen zu haben und ihnen Tricks beibringen zu können, wäre gut um so alleine nicht verrückt zu werden. In dem Fall gehe ich mit meinem neuen Rudel wohl lieber auf Insektenjagd – die muss es ja wohl auch auf dieser hypothetischen Insel geben.

Aber stell dir mal vor wir würden nicht auf einer einsamen Insel leben, sondern in einer Welt, in der ich nahezu alle Lebensmittel im Tausch gegen eine Art Zahlungsmittel erwerben kann. Einer Welt in der ich für die Frage “Wie möchte ich mich ernähren?” mehr Aspekte einbeziehen kann als den Wunsch zu überleben.

Und nein, ich habe kein Problem damit, dass Indigene Völker Fisch und Fleisch essen. Aber stell dir mal vor du wärst nicht Teil eines indigenen Volkes 😉

Übrigens bin ich mir nicht sicher, ob es noch freie hypothetische einsame Inseln gibt, weil die inzwischen voll sein müssten mit hypothetisch dort gestrandeten Veganer:innen. Falls wir also nicht allein sind auf der Insel, können wir ja abstimmen was wir tun 🙂

Haben Veganer:innen Lust auf Fleisch?

Zum Beispiel beim Vorbeigehen an einem Dönerladen oder Restaurant?

Ich habe manchmal Hunger oder Appetit und der verbessert sich nicht beim Vorbeigehen an leckeren Gerüchen. Aber dann habe ich keine Lust auf Fleisch, sondern auf gut gewürzte, frittierte oder gebratene Speisen und die gibt es auch in vegan, daher sind meine Gedanken bei solchen Gerüchen inzwischen andere. Mangels veganer Alternativen, wenn ich unterwegs bin, überkommt mich aber nicht der Wille eine Ausnahme zu machen.

Wenn es um Falafel oder klassischer Döner geht, Big Vegan oder Big Mac, Pommes oder Currywurst, nichts essen oder Pizza mit Käse, geht es immer auch um Leben oder Tod. Ja, das klingt pathetisch. Nein, es stört mich nicht, wenn du neben mir Fleisch isst. Aber „Lust auf Fleisch“ klingt als wäre meine Ernährung eine Laune, die sich gelegentlich ändern kann, daher ist es mir wichtig das etwas klarer auszudrücken 🙂

Woher kommt die Lust auf Fleisch?

Deine Verknüpfung bestimmter Gerüche mit bestimmtem Essen ist in der Regel über viele Jahre entstanden, daher ist es auch nicht schlimm „Lust auf Fleisch“ zu bekommen. Darum ist es wichtig dich daran zu erinnern warum du angefangen hast dich vegan zu ernähren. Geruch und Geschmack lassen mich nicht vergessen was ich gehört und gesehen habe.

Warum setzt du dich für Tiere ein, obwohl es Menschen gibt die leiden? Argumente gegen Tierrechtsaktivismus

„Veganismus ist ein Luxusproblem“, „Nicht jeder kann sich vegan ernähren“, „Menschen die hungern können sich deine Moral nicht leisten“ – typische Beispiele für „Whataboutism“, d.h. vermeintliche Gegenargumente, die darauf abzielen von einem Thema abzulenken, weil man sich inhaltlich nicht damit auseinandersetzen kann oder möchte. Whataboutism mit der Definition von Whataboutism zu kontern kann helfen, führt aber meiner Erfahrung nach, selten zurück zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung.
Daher versuche ich es mit einem anderen Einstieg:

„Die Idee, dass manche Leben weniger wert sind, ist die Wurzel allen Übels auf dieser Welt.“ – Dr. Paul Farmer

Das Leben von Frauen weniger, als das von Männern. Das Leben von Menschen mit Behinderung weniger, als das von Menschen ohne. Das Leben von Homosexuellen weniger als das von Heterosexuellen. Das Leben von nicht-deutschen Menschen weniger als das von Deutschen. Das von Tieren weniger als das von Menschen. …
Warum setze ich mich für Tiere ein, obwohl es Menschen gibt die leiden? – Warum nicht für Kinder, für von Obdachlosigkeit betroffene Menschen, für Gleichberechtigung, gegen Diskriminierung oder Rassismus?

Weil das eine das andere nicht ausschließt und, weil wir, was mich betrifft, alle den gleichen Kampf führen. Nämlich den gegen die Idee, dass manches Leben weniger Wert ist als anderes. Das mögen Menschen sicher anders sehen, aber ich glaube wir würden uns als Menschheit nicht immer wieder im Kreis drehen, wenn alle die diesen Kampf führen das verstehen würden. Dann müsste man Menschen die gegen Rassismus kämpfen nicht von Feminismus überzeugen. Menschen die gegen Diskriminierung kämpfen nicht von Veganismus.

Würde es mich also genauso viel Überwindung kosten eine Ameise zu verletzen wie einen Menschen?

Natürlich nicht. Aber solange nicht die Notwendig besteht (z. B. Notwehr oder der Wille selbst zu überleben) würde ich beides nicht tun. Das ist keine Frage von: Würdest du A oder B? Die Frage für mich lautet immer: Ist es notwendig? Der Einsatz für Menschenrechte erfordert keineswegs den Konsum von tierischen Produkten.

Für dich sind Tiere weniger wert als Menschen?

Weltweit leiden über 800 Millionen Menschen an Hunger. Gleichzeitig schaffen wir es 70 – 80 Milliarden Nutztiere zu ernähren. Liegt das daran, das dir Fleisch essen so wichtig ist? Wohl nicht. Aber daran, dass es dir so wichtig, deinen Nachbarn, den Menschen in deinem Haus, den meisten Menschen in deiner Stadt, in Deutschland und weltweit.

Zudem glaube ich, dass wir anfangen müssen unseren Konsum in einem größeren Kontext zu sehen. Eine vegane Ernährung senkt den Ausstoß von CO2 (inkl. Äquivalente) im Vergleich zu einer omnivoren Ernährung um bis zu 46% und den Wasserverbrauch um bis zu 55%. Warum leben also nicht alle Umweltschützer:innen vegan? Warum trifft man bei Fridays for Futur nicht nur auf Veganer:innen? Wie können wir von der Politik fordern, was wir nicht selbst bereit sind umzusetzen? Irgendjemand soll gefälligst irgendwas machen? Sei du irgendjemand.

Wusstest du, dass in Deutschland ca. jedes dritte Schwein von der Firma Tönnies geschlachtet wird? Tönnies ist zuletzt negativ aufgefallen, weil ein Corona-Ausbruch in einem Schlachthaus zum Lockdown eines ganzen Kreises geführt hat. Nebenbei rückten dadurch auch, zumindest für kurze Zeit, die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in den Schlachthäusern in den Fokus der Öffentlichkeit. Schweinefleisch zu essen, obwohl man sich für Menschenrechte einsetzt scheint mir daher ein Widerspruch zu sein. Clemens Tönnies ist übrigens auch schon durch rassistische Äußerungen negativ aufgefallen. Solange jedoch selbst auf Antifademos Bratwürste gegessen werden, schadet ihm das nicht.

Du bist wertvoll wenn du dich für die Umwelt einsetzt, auch wenn du dich nicht vegan ernährst. Du bist genauso wertvoll, wenn du dich nicht vegan ernährst und dich für Menschenrechte, gegen Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Sexismus, Cissexismus oder jede andere Form von Dirskimminierung einsetzt aber du gibts Macht ab. Deine Stimme, dein Einsatz und deine Handlungen haben eine Bedeutung. Durch deinen Aktivismus verschaffst du dir Gehör bei anderen Menschen und der Politik aber der Markt und jene Menschen die aufgrund ihres Geldes in unserem System sehr viel Macht haben werden dich erst hören, wenn du dein Konsumverhalten änderst.

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